Voller Leben

Auch für den Kunden sind Naturweine immer noch oft ein Experiment. Als Naturwein wird einem ja tatsächlich alles Mögliche verkauft, teilweise auch fehlerhafte Weine. Und wenn du es nicht magst, bist du ein Banause. 

Sonja: Oder du hast dein Geschmacksprofil noch nicht genug erweitert- nein, du kannst und sollst dich beim Trinken ruhig auf deinen Instinkt verlassen. Dann kannst du das schon recht gut einordnen. Aber ja, die Qualitätskontrolle fehlt teilweise wirklich. 

Michael: Das Wissen über Naturwein ist immer noch sehr gering. Die Reaktion der Kunden ist aber fantastisch. Den Leuten schmeckt das ja. Aber sie haben noch zu wenig Erfahrung. Die meisten sagen: Wenn man sich einmal damit eingetrunken hat, geht man nicht mehr zurück.

 

Was muss ich lernen, wenn ich Naturwein entdecken will? 

Michael: Ich muss mich darauf einlassen und diese Weine kosten.  

Sonja: Der Geschmack ist individuell verschieden. Aber es schadet nicht einen kompetenten Weinhändler zu haben, der einen gut informiert und berät. 

Michael: Auch viele Sommeliers tun sich immer noch schwer, das Thema für Laien fassbar zu machen. Ein paar sehr allgemeine Eckpunkte kann man schon klarstellen: Naturweine sind in der Regel niedriger im Alkohol, vermitteln aber durch ihre Tanninstruktur etwas Haptisches am Gaumen, ein volleres Mundgefühl. Viele Naturweine erzeugen auch den Eindruck von Frische, ohne sauer zu sein. Ein wichtiges Qualitätskriterium ist für mich, dass ein guter Naturwein nicht sättigend wirkt. Es gibt viele Weine, von denen man nach einem Glas genug hat. Naturwein, wie ich ihn verstehe, muss leicht und süffig sein.

Sonja: Der Weg zum Naturwein kann auch über die Natur führen. Dass man sich Gedanken über die Natur macht. Das kann eine gute Grundlage sein, um dieses Thema zu erkunden. Für uns ist das keine Modeerscheinung, kein Marketinggag. Es kann eine Lebenseinstellung spiegeln.

Michael: Leider kippt die ganze Naturweinbewegung zunehmend ins Marketing. Inzwischen findest du auch “Naturweine” von Weingütern, die ansonsten völlig konventionell arbeiten. Da wird schnell einmal etwas in der Amphore vergoren, weil es halt gerade modern ist. Wir wollen aber nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommen. Für uns ist Naturwein nichts Neues, Trendiges, sondern eine Selbstverständlichkeit. Schlussendlich mache ich etwas, was der Opa und der Urgroßvater auch schon gemacht haben. 

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